Heute führt uns der Weg nach Calw, einer kleinen Stadt im Schwarzwald, in der der Nobelpreisträger Hermann Hesse heute vor 148 Jahren geboren wurde. Hesse war ein Wanderer zwischen Welten: zwischen Licht und Schatten, Geist und Sinnlichkeit, Ordnung und Chaos. Seine Worte sind Spiegel und Kompass zugleich, mal fordernd wie „Demian“, der uns in die Tiefen des Selbst führt, mal still wie „Siddhartha“, der nicht Belehrung, sondern Erfahrung sucht, mal zerrissen, wie der „Steppenwolf“, der den Schmerz der Entfremdung in Klang und Bewegung aufzulösen sucht.

In all seinen Werken schwang Hesses stilles, aber tiefes Vertrauen in die Kraft des inneren Wandels mit. Für ihn war jeder Aufbruch ein Akt des Mutes, ein leises Ja zum Ungewissen. Seine Gedanken laden uns ein, nicht Perfektion zu suchen, sondern das Werden zu umarmen, das Unfertige zu lieben und den Weg mehr als das Ziel zu schätzen. Wer Hesse liest, begegnet nicht nur der Welt, sondern auch sich selbst, dort, wo das Herz am leisesten schlägt. Und wenn wir heute durch Calw gehen, begegnen wir nicht nur Literatur, sondern auch der stillen Erinnerung an einen Menschen, der uns mit seinen Worten ermutigt, unsere eigene Reise ernst zu nehmen, Schritt für Schritt, Stufe für Stufe, denn: „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...”